Medienmitteilung Ausstellungseröffnung Satire – Ironie – Groteske. Daumier, Ensor, Feininger, Klee, Kubin 07/06/13—06/10/13
«Was darf Satire? Alles.», meinte Kurt Tucholsky 1919. Kritisch-analysierend blicken Kunstschaffende auf den Menschen, seine Gesellschaft und sich selbst mit den abstrahierenden Mitteln der Satire, einer ironischen Haltung sowie grotesken Darstellungsweisen. Die Ausstellung «Satire – Ironie – Groteske. Daumier, Ensor, Feininger, Klee, Kubin» im Zentrum Paul Klee thematisiert die Bedeutung des satirischen Kommentars und der grotesken Überzeichnung im Werk Klees sowie seiner Zeitgenossen Alfred Kubin und Lyonel Feininger und den «Vorbildern» Honoré Daumier und James Ensor.
In Klees Frühwerk sind satirische Zeichnungen und Karikaturen die prägenden Elemente seines Schaffens. Neben
künstlerischen Vorbildern wie Honoré Daumier oder James Ensor prägten ihn Zeitgenossen wie Alfred Kubin und
Lyonel Feininger sowie die satirischen Magazine seiner Zeit.
Honoré Daumier ist der bekannteste Karikaturist der Kunstgeschichte schlechthin. Mit spitzer Feder sägte er an
den Stützen der Gesellschaft und brachte die Missstände von Gesellschaft und Politik auf den Punkt. Kein
Wunder, wurde er aufgrund einer seiner zahlreichen Lithografien wegen Majestätsbeleidigung inhaftiert. Für viele
seiner Nachfolger ist er zur Richtschnur für die satirische Auseinandersetzung geworden. Lyonel Feininger,
eigentlich bekannt durch seine kubistischen Werke, stellt die Ausstellung als hervorragenden Karikaturisten vor.
Bereits ab den 1890er Jahren konnte er satirische Kommentare bis hin zu einfachen Witzblattzeichnungen in
Berliner Zeitschriften veröffentlichen. Für die Chicago Sunday Tribune schuf er 1906 bezaubernd-witzige Comic-
Strips für Kinder. Ab den 1920er Jahren wurden Klee und Feininger Kollegen am Bauhaus in Weimar. Eine
Freundschaft pflegte Klee ebenso mit dem österreichischen Künstler Alfred Kubin. Sie bestätigten einander
gegenseitig in ihrem «Hang zum Bizarren», der in Kubins düsteren Traumwelten und fantastischen Bildfindungen
genauso sichtbar wird wie in Klees Illustrationen zu Voltaires Candide oder der Optimismus sowie seiner
Darstellung eines inneren Kosmos. Das grafische Werk von James Ensor und seine Zeichnungen inspirierten Klee
– und auch Kubin – in der Entwicklung seines zeichnerischen Stils und formten seine satirische Weltsicht. Ensors
Darstellungen von Maskierten und Kostümierten sind Inbegriff eines eigenständigen, aus dem inneren
entstandenen grotesken Schaffens.
Klees Vorliebe für die Satire und Groteske und sein Sinn für Ironie werden im weiteren Verlauf der Ausstellung
facettenreich sichtbar. Ausgehend von Randzeichnungen in Schulbüchern und –heften sowie seinen frühen Satiren
und Grotesken wird Klees kritischer und ironischer Blick auf die Welt in der Ausstellung in sechs Themenkreisen
inhaltlich gefasst. Diese handeln von so unterschiedlichen Fragen wie dem Verhältnis der Geschlechter, von Macht
und Politik, Krieg und Militarismus, von Religion und Frömmelei oder dem hintergründigen Blick auf eine
Tierwelt, in der sich menschliche Verhaltensweisen spiegeln und natürlich von Klees genauso schonungslosem wie
humorvollem Blick auf seine Zeitgenossen. Eine Lesezone im Zentrum der Ausstellung bietet einen Einblick in die
Welt der gedruckten Satire, etwa der wegweisenden Münchner Satirezeitschrift Simplicissimus.
Die Wahl der Kunstwerke in der Ausstellung orientiert sich an den wichtigen satirischen oder ironischen Themen
der Künstler, an ihrer stilistischen Entwicklung und an Gemeinsamkeiten, die ihr Werk prägen: die satirische
Behandlung von gesellschaftlichen und politischen Themen, die ironische Haltung gegenüber sich selbst sowie eine
Herangehensweise, die Mehrdeutigkeiten und Spannungen schafft und Gegensätze zusammenbringt.
Die mehr als 200 Werke umfassende Auswahl zeigt primär Arbeiten auf Papier – Druckgrafik, Zeichnungen und
Printmedien – und Malerei. Den Bildern werden skulpturale Werke von Daumier, Feininger und Klee
gegenübergestellt, mit denen die Künstler inhaltliche Themen aufgriffen oder vorbereiteten.
Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Michael Baumgartner und Rainer Lawicki.
Die Eröffnung – mit einem satirischen Intermezzo von Uwe Schönbeck – findet am 6. Juni 18:00 statt.
Unterstützt von der Paul Klee Stiftung der Burgergemeinde Bern
Für weitere Auskünfte steht Ihnen gerne zur Verfügung:
Maria-Teresa Cano
Leiterin Kommunikation und Kunstvermittlun
mariateresa.cano@zpk.org
Tel. +41 (0)31 359 01 01