bauhaus imaginista
2019 feiern wir das 100-jährige Gründungsjubiläum des Bauhauses. 1919 in Weimar gegründet, 1925 nach Dessau umgezogen und 1933 in Berlin unter dem Druck der Nationalsozialisten geschlossen, bestand das Bauhaus nur 14 Jahre. Dennoch wirkt die legendäre Hochschule für Gestaltung bis in die Gegenwart fort. Erstmals wird die globale Rezeptionsgeschichte des Bauhauses untersucht und eine neue Sicht auf das Bauhaus vermittelt.
Das Bauhaus,
gegründet 1919 in Weimar nach Ende des Ersten Weltkrieges, war aus dem Aufbruch
der deutschen Novemberrevolution als eine Schule für Gestaltung neuer Art
hervorgegangen. Am Bauhaus versammelte sich mit seinen Lehrenden und
Studierenden eine Generation, die mit der nationalistischen, militaristischen
und obrigkeitsstaatlichen Vergangenheit abschliessen wollte. Die künstlerischen
und gestalterischen Avantgarden und ihre radikalen pädagogischen Ideen prägten
die Weimarer Republik als erste demokratische Gesellschaft Deutschlands. Mit
der Umgestaltung der Umwelt in der Verbindung von Kunst, Handwerk, Gestaltung
und Architektur sollten auch bestehende gesellschaftliche Verhältnisse
reformiert werden. Neue gestalterische Praktiken, Arbeitsweisen und
Lebensformen zielten dabei auf die Befreiung von allem Nutzlosen.
Das Bauhaus war
seit seiner Gründung ein kosmopolitisches Projekt. Bauhäusler*innen
unterhielten Verbindungen in die ganze Welt. bauhaus imaginista schlägt eine neue Lesart des Bauhauses als
globaler Resonanzraum vor: Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt versteht das
Bauhaus als Teil einer Moderne, die aus der Begegnung und dem Austausch
verschiedener Kulturen ihre Impulse bezog. Hier ist der Transfer von Ideen
keine Geschichte von Einfluss und Wirkung, sondern der internationalen
Verflechtung. Dabei geht die Ausstellung den länderübergreifenden Beziehungen,
Korrespondenzen und Migrationsgeschichten nach, die auch nach der Schliessung
der Schule durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 andauerten. Wir verorten
das Bauhaus im internationalen Kontext
ähnlich gesinnter Vorhaben und diskutieren avantgardistische Kunstschulen in
Indien und Japan als Parallelgeschichten moderner Bildungsreformen. Gleichzeitig
thematisiert die Ausstellung das Studium vormodernen Handwerks am Bauhaus und
von Bauhäusler*innen im nord- und mittelamerikanischen Exil sowie die Politisierung
der Bauhaus-Ideen im postrevolutionären Mexiko und im postkolonialen,
unabhängigen Marokko und Brasilien. Die Schau weist auf Übersetzungen von
Gestaltungsansätzen des Bauhauses in China, Nigeria und in der Sowjetunion. Sie
zeigt ebenso wie der innovative Gebrauch von Medien am Bauhaus Gegenwartskunst
und Popkultur bis heute prägt.
Vier Kapitel, die in den vergangenen zwei Jahren in
unterschiedlichen Formaten wie Ausstellungen, Workshops und Konferenzen in
Hangzhou, Kyoto und Tokio, São Paulo, Lagos, Delhi, New York, Moskau sowie
Berlin erarbeitet wurden, gehen jeweils von einem konkreten Bauhaus-Objekt aus:
dem Bauhaus-Manifest von 1919, einer Werbeanzeige von Marcel Breuer, einer
Zeichnung von Paul Klee und dem reflektorischen Lichtspiel von Kurt
Schwerdtfeger. Diese Objekte sind Ausgangspunkte für spezifische Fragestellungen von bauhaus imaginista, über die transnationale Bezüge, Kontexte und Querverweise
zu zeitgenössischen
Debatten geschaffen werden.
bauhaus imaginista ist eine Zusammenarbeit zwischen der Bauhaus Kooperation Berlin Dessau Weimar, dem Goethe-Institut und dem Haus der Kulturen der Welt, Berlin. Das Forschungsprojekt mit verschiedenen Ausstellungsstationen findet anlässlich des 100-jährigen Gründungsjubiläums des Bauhauses statt. bauhaus imaginista wurde ermöglicht durch Mittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt die Ausstellung in Berlin, das Auswärtige Amt die Auslandsstationen. Die Ausstellung wurde für das Zentrum Paul Klee erweitert.
Ausstellungsgestaltung: Kooperative für Darstellungspolitik, Berlin