Medienmitteilung
Schenkung Archiv Bürgi
Das Zentrum Paul Klee eröffnet die neue Kabinettausstellung «Schenkung Archiv Bürgi». Es wird die Freundschaft und die enge Beziehung der Familien Bürgi und Klee dokumentiert. Im Vordergrund stehen die Sammlerleidenschaft und der Pioniergeist von Hanni Bürgi und das weitsichtige Engagement von ihrem Sohn Rolf. Beide haben wesentlich dazu beigetragen, dass das Werk von Paul Klee gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Eine aufschlussreiche Präsentation über eine persönliche und couragierte Berner Kunstleidenschaft. Mit der Schenkung des Archivs der Familie Bürgi wird das Oeuvre Paul Klees eindrücklich ergänzt.
Im Frühjahr 2011 erhielt das Zentrum Paul Klee eine Schenkung aus dem Archiv der Familie Bürgi. Sie umfasst zahlreiche Dokumente, die die Beziehung und enge Freundschaft zur Familie Klee dokumentieren. Neben Briefen von Paul und Lily Klee an die Familie Bürgi finden sich auch persönliche Buchgeschenke und Fotografien. Eine umfangreiche Korrespondenz von Rolf Bürgi als Berater in geschäftlichen Angelegenheiten und Nachlassverwalter sowie Vereinbarungen und Urkunden zur Klee-Gesellschaft und der Gründung der Paul-Klee-Stiftung bezeugen sein Engagement für Paul und Lily Klee. Ebenso aufschlussreich ist die Sammlung der Malutensilien aus der Atelierhinterlassenschaft des Künstlers. In der Ausstellung Schenkung Archiv Bürgi werden Werke der ehemaligen Sammlung Hanni und Rolf Bürgi und ausgewählte Archivalien der Schenkung präsentiert.
Die Ausstellung wird kuratiert von Eva Wiederkehr Sladeczek.
Die Eröffnung findet am Dienstag, 24. Januar 2012 um 18.00 Uhr im Zentrum Paul Klee statt.
Für weitere Auskünfte steht Ihnen gerne zur Verfügung:
Maria-Teresa Cano, Leiterin Kommunikation und Kunstvermittlung, , Tel. +41 (0)31 359 01 01
Begleitprogramm zur Ausstellung:
Sonntag 19.2.2012, 11h, Maurice E. Müller Saal
«Erinnerungen an Klee»
Lesung und Salonkonzert mit: Diego Valsecchi, Schauspieler Konzert Theater Bern Musik, Studierende der Hochschule der Künste Bern
Eintritt im Ausstellungsticket inbegriffen
Sonntag 11.3.2012, 11h, Maurice E. Müller Saal
Gesprächsrunde
Peter Fischer (Direktor ZPK) im Gespräch mit Christoph Bürgi, Alexander Klee und Michael Baumgartner (Leiter Abteilung Sammlung, Ausstellung, Forschung)
Eintritt im Ausstellungsticket inbegriffen
Mittwoch 9.5.2012, 18h
«Vom Wohnzimmer in den Ausstellungsraum»
Exklusive Führung hinter die Kulissen für Mitglieder des Freundeskreises Zentrum Paul Klee mit Eva Wiederkehr Sladeczek, Kuratorin und Myriam Weber, Restauratorin
Nur auf Voranmeldung.
Die Anzahl der Teilnehmenden ist beschränkt.
Tel: 031 359 01 94; kunstvermittlung@zpk.org
Private Führungen für Gruppen: 031 359 01 94; kunstvermittlung@zpk.org
Musikalische Anlässe in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Bern
Das Zentrum Paul Klee erhält das Klee Archiv der Familie Bürgi
Von Christoph Bürgi
Das Zentrum Paul Klee konnte kürzlich das Paul Klee Archiv der Familie Bürgi als Geschenk entgegennehmen. Dieses Archiv dokumentiert die Beziehung zwischen den Familien Bürgi und Klee so wie die Entstehung der Paul Klee-Stiftung und erschliesst wichtige Quellen für die Klee-Forschung. Dadurch wird die im Zentrum bereits vorhandene Dokumentation zu Leben und Werk des Künstlers um wichtige Elemente erweitert. Neben schriftlichen Unterlagen enthält das Archiv Bürg auch zahlreiche Fotografien und eine umfangreiche Sammlung von Malutensilien Paul Klees.
Die Familie Bürgi spielte im Leben von Paul Klee eine wichtige Rolle. Johanna Bürgi, die aus einfachen Verhältnissen stammende Gattin des Bauunternehmers und bernischen Gemeinderates Alfred Bürgi, lernte kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert den Sohn ihres Gesangslehrers Hans Klee kennen. Gemeinsam mit Paul und seiner Frau Lily spielte sie Kammermusik. Bald erwarb sie zusammen mit ihrem Gatten Arbeiten des jungen Künstlers, sie gilt als die erste Klee-Sammlerin in der Schweiz. Zeitlebens blieb sie mit dem Ehepaar Klee freundschaftlich verbunden und sammelte mit Begeisterung und Kennerschaft. Sie war es auch, welche als Mitglied des Vorstandes der Freunde des Kunstmuseum Bern durch ihre Fürsprache und durch einen Beitrag an den Kaufpreis den Anstoss zum Erwerb des Meisterwerkes Ad Parnassum (1932, 274) gab, das heute im Kunstmuseum Bern hängt.
Johanna Bürgis jüngster Sohn Rolf erwarb seinen ersten Klee als neunzehnjähriger Gymnasiast, zum Preis von 60 Franken, zahlbar in zwölf Monatsraten. Als 1933 die Gestapo während Klees Abwesenheit in dessen Haus eine Beschlagnahmungsaktion durchführte und wäschekorbweise Briefe, Manuskripte und andere Unterlagen abtransportierte, war es Rolf Bürgi, der auf Bitte von Paul Klee bei der Nazi-Kommandatur intervenierte. Er erreichte durch einen Husarenstreich, die konfiszierten Dinge zurückzuerhalten und vor der Zerstörung zu retten.
Nach der Rückkehr von Paul und Lily Klee in die Schweiz im Jahr 1933 wirkte Rolf Bürgi als deren Berater in geschäftlichen und praktischen Dingen. Weihnachten, Ostern und Familienfeste wurden gemeinsam im Hause von Rolf und Käthi Bürgi in Belp gefeiert. Anlässlich der Hochzeit von Rolf und Käthi Bürgi spielte Paul Klee in der Kirche Geige.
Nach Paul Klees Tod 1940 bearbeitete Rolf Bürgi zusammen mit Lily Klee den künstlerischen Nachlass, er sorgte für die Inventarisierung und erstellte die ersten Abschriften der Tagebücher. Auf Reisen nach Paris, London und New York gelang es ihm, in den kriegsbedingten Wirren der Emigration verschollene Werke des Meisters aufzufinden und sicherzustellen.
Nach Kriegsende drohte im Falle des Todes von Paul Klees Witwe die Beschlagnahmung und Verwertung des künstlerischen Nachlasses durch die Alliierten Siegermächte. Rolf Bürgi erkannte diese Gefahr rechtzeitig und gründete die Klee-Gesellschaft, welche Lily Klee den Nachlass abkaufte mit der Auflage, den grössten Teil davon in eine Stiftung zu überführen. Als Aktuar der Paul Klee-Stiftung organisierte Rolf Bürgi eine Ausstellungstournee durch die Vereinigten Staaten von Amerika, die Klee zum internationalen Durchbruch verhalf.
Heute bildet die Paul Klee-Stiftung mit ihren rund 2500 Werken den Grundstock zur Sammlung des Zentrum Paul Klee, das insgesamt über 3200 Arbeiten (mit den Leihgaben 4400) des Künstlers verfügt. Mit Recht kann gesagt werden, dass es in Bern ohne das weitsichtige Handeln Rolf Bürgis kein Zentrum Paul Klee geben würde.