Riesen=Schöpfung. Die Welt von Adolf Wölfli
Der heute international gefeierte Berner Art-Brut Künstler Adolf Wölfli (1864–1930) verbrachte einen Grossteil seines Lebens in der damaligen Psychiatrischen Klinik Waldau, wo er sein eigenes künstlerisches Universum erschuf. Wölfli füllte tausende von Blättern mit Bildern, Mustern, Worten und Musiknoten: insgesamt über 25‘000 Seiten, die er in 45 Heften bündelte.
Erstmals werden diese Hefte nun in ihrer Gesamtheit gezeigt. Ergänzt wird die umfassende Präsentation durch eine Auswahl aus den frühen Bleistiftzeichnungen sowie dokumentarisches Material aus dem Anstaltsalltag des Künstlers. Die Ausstellung macht nachvollziehbar, unter welchen Bedingungen Adolf Wölflis Œuvre entstanden ist und zeigt auf, wie er als Künstler gearbeitet hat.
Adolf Wölfli als einen Künstler zu bezeichnen, war vor
100 Jahren eine kühne Aussage. Der Psychiater und Arzt Walter
Morgenthaler hat dies in der ersten Monografie «Ein Geisteskranker
als Künstler» über den Patienten der Waldau gewagt und damit im
Jahr 1921 sowohl die Psychiatrie als auch die Kunst herausgefordert.
Heute geniesst Wölflis aussergewöhnliches Schaffen weltweit
hohe Anerkennung.
Wölfli hingegen war sein Status lange schon klar. Im Alter von
35 Jahren kommt er in der Psychiatrischen Heilanstalt Waldau in
Bern zur Kunst. Dort erschafft er als Zeichner, Komponist und
Schriftsteller bis zu seinem Tod 1930 ein ausuferndes Werk,
ein Universum auf über 25 000 Seiten – die «Skt. Adolf-Riesen-
Schöpfung» wie Wölfli sie selber bezeichnet. Sein Werk ist einzigartig
in der Kunst des 20. Jahrhunderts.
Dass er jemals eine künstlerische Karriere machen würde, war
durch seine Herkunft keineswegs gegeben. Wölfli ist in armen
Verhältnissen
geboren. Er wird als «Losbube» verdingt, dient später
als Tagelöhner in unterschiedlichen Tätigkeiten, kommt wegen
Kindsmissbrauch ins Gefängnis und wird 1895 mit der Diagnose
Schizophrenie in die Waldau überwiesen. Als Autodidakt hat er ein
Werk geschaffen, das bis heute durch seine visionäre Bildkraft
fasziniert.
Im schriftstellerischen Œuvre sieht Wölfli selbst sein Hauptwerk.
Daran arbeitet er mit wenigen Unterbrüchen von 1908 bis zu seinem
Tod 1930. Er erschafft eine idealisierte Lebensgeschichte, in der er
und seine Getreuen durch Länder und Kontinente imaginierter
Welten reisen. Es sind fantastische Kopfreisen, die gar in den Weltraum
ausgreifen und in einem bemerkenswerten Kontrast zu seiner
Verwahrung in der Waldau stehen. In einem Akt der Selbstermächtigung
erfindet er sich dadurch seine Lebensverhältnisse neu.
Gebunden sind Wölflis Schriften in prächtige Folianten, die mit
Tonstücken, Gedichten und Illustrationen durchsetzt sind. Die Ausstellung
im Zentrum Paul Klee, die in Zusammenarbeit mit der
Adolf Wölfli-Stiftung, Kunstmuseum Bern entstanden ist, folgt der
Präferenz des Künstlers und stellt eine Auswahl der Bücher erstmals
in den Mittelpunkt einer Präsentation. So werden die Zeichnungen
wieder in den Zusammenhang der Schriften überführt.
Die Ausstellung bietet eine besondere Gelegenheit, diesem aussergewöhnlichen
Schaffen neu zu begegnen.
Sein Œuvre entwickelt sich entlang der Abgründe, welche Wölflis
Leben prägten. Über den Bruchstücken einer problematischen
Existenz schafft er durch die Kunst ein Werk von grosser poetischer
Kraft, das uns bis heute berührt. Diese Ausstellung setzt ein
Statement für das Unangepasste und Aussergewöhnliche, das in
einer immer stärker normierten Welt kaum mehr Platz findet.
Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit von Zentrum Paul Klee und der Adolf Wölfli-Stiftung.
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