Zentrum Paul Klee Bern Gegründet von Maurice E. und Martha Müller sowie den Erben Paul Klee
Sonderanlässe 03.11.2019 – 22.03.2020

PiQasso Ein Musketier zum Teilen

2017 erwarb die digitale Community von QoQa.ch den Buste de mousquetaire, ein Gemälde von Pablo Picasso aus dem Jahre 1968. Nachdem dieses bedeutende Werk der modernen Kunst letztes Jahr im MAMCO (Museum für moderne und zeitgenössische Kunst) in Genf ausgestellt wurde, verbrachte es den Sommer 2019 in Antibes im Picasso-Museum, umgeben von einer einzigartigen interaktiven Multimedia-Installation.

Der Kauf wurde durch die Community der Website QoQa.ch ermöglicht, die 2005 gegründet wurde und heute mehr als 600'000 Mitglieder zählt. Für dieses PiQasso-Projekt bot die Verkaufsseite 40'000 Anteile des Gemäldes zu CHF 50.- an, die in weniger als 48 Stunden durch 25'000 Personen erworben wurden.
Auf einer speziell für den PiQasso erstellten Webseite können sich die Mitinhaber über das Projekt, Events, Wettbewerbe und zukünftige Destinationen informieren und mitbestimmen, in welchem Museum das Gemälde hängen soll. Ausserdem gibt es auf der Seite einen Live- Stream, dank dem das Gemälde im jeweiligen Museum jederzeit beobachtet werden kann.

Zwischen Ende Juni und Ende September wurde der PiQasso auf Einladung des Picasso- Museums und mit dem Einverständnis der Community nach Antibes ausgeliehen.

Obwohl der Kauf dieses Gemäldes sich sehr von der üblichen Prozedur unterschieden hat, gibt es dennoch Parallelen zu einem historischen Präzedenzfall der Schweiz aus dem Jahr 1967. In diesem Jahr wurde die Liebe der Basler Bevölkerung zu Kunst und Kultur deutlich, als zwei Gemälde von Picasso, Arlequin assis und Les deux frères, die seit Jahren im Kunstmuseum in Basel aufbewahrt wurden, von ihrem Besitzer zur Tilgung plötzlicher Schulden zum Verkauf angeboten wurden.
Dank der Mobilisierung der Bürger und der Unterstützung der öffentlichen Hand (mittels Regierungsbeschluss und Volksabstimmung) konnten beide Gemälde erworben werden und somit in der Sammlung des Museums bleiben.
Pablo Picasso war durch das Engagement und die Initiative der Bürger so bewegt, dass er daraufhin vier Werke aus seiner Privatsammlung der «Basler Jugend» schenkte, um – so seine eigenen Worte – die Sammlung des Museums zu bereichern.

Auf die wenigen Perioden, in denen der Künstler aufhörte zu malen, folgten künstlerisch äusserst kreative Perioden. Ab 1935, auf dem Höhepunkt des Spanischen Krieges, nahm er seine Pinsel zwei Jahre lang kaum in die Hand. 1937 begann er wieder zu malen und schuf Guernica. Mitte der 1960er-Jahre hielten ihn dann gesundheitliche Probleme von der Malerei ab. Nach seiner Genesung 1967 tauchte in seinem Werk zum ersten Mal die Figur des Musketiers auf. Beflügelt von vielen Referenzen und von der Tatsache, dass er die alten Meister wie El Greco, Velasquez, Delacroix, Manet und vor allem Rembrandt wiederentdeckt hatte, liess ihn die Figur des Musketiers – ein echtes Alter-Ego des Malers – nicht mehr los. Picasso erforschte diese Figur, die eine Erinnerung an die Kindheit und das Rittertum darstellt, entgegen den vorherrschenden Trends der damaligen Kunstwelt und zeigte so, dass er, wie sein Biograf John Richardson schreibt: «Frei ist, das zu tun, was er will, wie er es will, und ohne sich darum zu kümmern, ob er politisch, sozial oder künstlerisch korrekt ist.»